Reißverschluss

 

Geschichte des Reißverschlusses:

Der Reißverschluss ist eine Erfindung der Neuzeit. Historisch gesehen wurde er Mitte des 19. Jahrhunderts das erste Mal erwähnt. Danach dauerte es noch einmal fast hundert Jahre, bis der Reißverschluss letztendlich als Kleidungsverschluss akzeptiert und tatsächlich verwendet wurde. Seit der Mensch begonnen hatte Kleidung herzustellen waren unterschiedlichste Verschlüsse gebräuchlich. Vor allem  Schnüre, Fibeln, Knebel, Knöpfe und Bänder wurden verwendet. Im 15. Jahrhundert kamen dann die Haken und Ösen auf, die sich bis heute vor allem im Unterwäsche-Bereich (Bhs, Bodies und Korsetts) gehalten haben.

Die Erfindung des Reißverschlusses ist nicht alleine einer Person zuzuschreiben. Ab dem Jahr 1851 versuchten mehrere Erfinder ihr Glück. Auf der Suche nach einem perfekten Verschluss war es schließlich der Amerikaner Elias Howe, der außerdem auch als Erfinder der heutigen Nähmaschinen gilt, dem es als erster gelang einen sogenannten „automatischen, ununterbrochenen Kleiderverschluss“ zu entwickeln und zum Patent anzumelden. Dieser kam jedoch nie wirklich zum Einsatz. Es  dauerte dann noch gute 39 Jahre, bis sein Landsmann Whitcomb Judson aus Chicago den Ur-Reißverschluss ausdachte. Er nannte das Ding „clasp locker“ und war eigentlich für Schuhe vorgesehen. 1893 meldete er seine Erfindung zum Patent an. Auf der Weltausstellung 1893 in Chicago war der „clasp locker“ eines der Hauptthemen. Bis zum Einsatz im praktischen Gebrauch sollte es jedoch noch einige Zeit dauern.

Im Jahr 1912 war es der Schwede Gideon Sundbäck, der grundlegende Verbesserungen am Reißverschluss vornahm und letztendlich die Kunden damit zufriedenstellte. Seine Ideen wurden bereits 1909 in Deutschland patentiert. Das Patent für Europa stellte jedoch 1923 Martin Othmar Winterhalter aus St. Gallen (Schweiz). Er entwickelte den Reißverschluss weiter, ersetzte die Kügelchen und Klemmbacken der ursprünglichen Version durch die noch heute verwendeten Rippen und Rillen und gab dem Reißverschluss den Namen „RiRi“ (Rippen und Rillen). Damit war der klassische Reißverschluss geboren, den wir bis heute kennen und verwenden. In der in Wuppertal ansässigen Fabrik Winterhalters wurde dann der erste serienmäßig gefertigte Reißverschluss der Welt hergestellt.

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Gideon Sundbäcks Patentantrag

Der erste Großkunde für Reißverschlüsse war allerdings 1917 die US Navy, die diese Art des Verschlusses bei den wetterfesten Anzügen der Lotsen einsetzte. Ab den Jahren 1925 und 1935 wurde der Reißverschluss auch für Alltagsbekleidung gebräuchlich. Seit dieser Zeit ersetzt der Reißverschluss oftmals die bisher verwendeten Knöpfe. Bemerkenswert ist, dass es 1937 einen Wettstreit zwischen Knöpfen und Reißverschluss stattfand. Besonders die französischen Designer lehnten die neue Erfindung kategorisch ab.

Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts kamen dann die ersten Reißverschlüsse aus Kunststoff auf. Bis dahin wurde Metall für die Rippen und Rillen verwendet. Durch den Einsatz des Kunststoffes wurde der Reißverschluss deutlich flexibler und hatte auch an Festigkeit gewonnen. Die Bandbreite der Verwendungsmöglichkeiten stieg damit enorm.

Allein in Deutschland werden mittlerweile jährlich etwa 70 Millionen laufende Meter Reißverschluss gefertigt. Der größte Hersteller weltweit ist jedoch das japanische Unternehmen Yoshida Kōgyō (YKK). Beispielsweise produziert die amerikanische Niederlassung von YKK täglich 7 Millionen Reißverschlüsse

 

Die bekanntesten Reißverschlusshersteller bzw. –marken sind: YKK, Opti und Prym.

Erwähnenswert wäre hierbei auch, dass das Prinzip des Reißverschlusses nicht nur bei Textilien Anwendung findet. Auch im Straßenverkehr begegnet uns der Reißverschluss – beim Einfädeln an Engpässen. Oder auch als sogenannter „zahnloser Reißverschluss“ bei Gefrierbeuteln.

 

Aufbau und Pflege des Reißverschlusses:

Der Reißverschluss besteht aus zwei meist textilen Seitenteilen, an denen kleine Zähnchen (die „Krampen“) aus Metall oder Kunststoff angebracht sind. Auf einem der Seitenteile sitzt dann der Schieber oder Schlitten, der die Zähnchen miteinander verhakt oder wieder löst. Reißverschlüsse in Hosen oder Röcken sind oft aus Kunststoff. In Jacken oder Jeans sind häufig Metallreißverschlüsse zu finden. Auch Zierreißverschlüsse bestehen meist aus Metall.

Man unterscheidet weiterhin teilbare und nicht teilbare Reißverschlüsse. Bei den teilbaren Reißverschlüssen gibt es darüber hinaus die Sonderform des Zwei-Wege-Reißverschlusses. Dieser lässt sich in beiden Richtungen öffnen und schließen. Teilbare Reißverschlüsse findet man am häufigsten bei Jacken. Der nicht teilbare Reißverschluss hat am unteren Ende eine feste Verbindung aus Metall oder Kunststoff, die beide Seitenteile aneinander befestigt. Beim teilbaren Reißverschluss ist nur ein kleines Viereck (der sog. Kasten) an beiden Seitenteilen befestigt, damit der Schieber nicht rausgezogen wird.

Reißverschlüsse müssen auch gepflegt werden, damit sie lange gebrauchsfähig bleiben. Bei Reißverschlüssen, die der Witterung ausgesetzt sind, also bei Schuhen, Stiefeln, Taschen, Zelten usw., muss darauf geachtet werden, dass sich kein Schmutz zwischen die Zähnchen setzt. Nach der Reinigung empfiehlt sich eine Behandlung mit Silikonspray um den Reißverschluss leichtgängig zu halten und die Lebensdauer zu verlängern. Eine Imprägnierung mit Silikon bewirkt außerdem einen wasserabweisenden Effekt – Regen oder Schnee dringen schlechter durch die Zahnung. Ist ein Reißverschluss mit Metallkrampen schwergängig, so kann dieser mit Seife, Wachs oder Graphit leichtgängiger gemacht werden. Ein wenig von der jeweiligen Substanz wird dafür in die Zahnung eingerieben. Ein Kunststoff-Reißverschluss wird dagegen mit Silikonspray behandelt. Außerdem hilft es, wenn Reißverschlüsse beim Waschen immer geschlossen sind, um diese gebrauchsfähig zu halten. Insbesondere Metall-Reißverschlüsse sollten geschlossen gewaschen werden, da sie sonst die Wäsche beschädigen könnten.

Wenn ein Reißverschluss kaputt geht, dann meistens am Schieber an der Keil-Verbindung. Bei schwergängigen Reißverschlüssen kann der Druck auf das Innenleben des Schiebers so groß werden, dass der Keil wegbricht. Bis noch vor einigen Jahren hatte man dann keine andere Wahl, als den gesamten Reißverschluss auszutauschen. Doch mittlerweile gibt es auch Ersatzschieber, die recht problemlos auf den vorhandenen Reißverschluss gesetzt werden können.

Die Handhabung eines Reißverschlusses kann für einzelne Personengruppen (Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen) jedoch auch problematisch sein, da der Schieber nicht immer gut zu greifen ist. Hier kann die Vergrößerung der Grifffläche durch kleine Bänder, Bommel oder ähnlichem durchaus Abhilfe schaffen.