Jeansstoff

 

Serge des Nîmes: Der robuste Baumwollstoff aus Südfrankreich

Bereits im 16. Jahrhundert tauchte der Begriff „Geanes fustian“ auf, übersetzt genuisische Baumwolle. Er beschrieb den Stoff einer robusten Beinbekleidung, die vorwiegend von Seefahrern oder Landarbeitern getragen wurde. Das Material färbte man mit dem pflanzlichen Farbstoff Indigo blau. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Stadt Nîmes im Süden Frankreichs zu einen der wichtigsten Textilverarbeitungszentren. Dort handelte man unter anderem auch mit einem derben Stoff, der dem „Geanes fustian“ sehr ähnelte. Der sogenannte „Serge de Nîmes“ war besonders fest und praktisch unverwüstlich. „Serge de Nîmes“ ist heute besser bekannt unter seiner Kurzform: Denim.

 

Von Indigo und Köperbindung: Die Herstellung von Denim

Denim, Serge de Nîmes oder auch Jeansstoff ist ein besonders langlebiger, robuster Baumwollstoff in Köperbindung. Diese gehört zu den drei Grundbindungsarten gewebter Stoffe. Man erkennt die Köperbindung an diagonal verlaufenden Linien im Stoff.

Beim Weben unterscheidet man zwischen Kettfäden und Schlussfäden. Kettfäden verlaufen parallel zur Webkante, Schlussfäden dagegen quer dazu. Beim Jeansstoff werden vor dem Weben lediglich die Kettfäden mit Indigo eingefärbt, die Schlussfäden bleiben unbearbeitet. Die Fäden lässt man dabei mehrmals in ein Färbebad ein, anschließend werden sie an der Luft getrocknet. Der Vorgang wiederholt sich fünf- bis siebenmal, je nach gewünschter Intensität der Blaufärbung.

 

Der Großvater der Jeans: Levis Strauss

Der Erfinder der Jeans ist der Franke Levi Strauss, der 1829 in der Nähe von Bamberg geboren wurde. Im Alter von 20 Jahren wanderte Strauss mit seiner Familie nach Amerika aus, um im goldenen Westen in San Francisco sein Glück als Handelsreisender zu versuchen. Schon bald erkannte er eine Marktlücke: Robuste Arbeitshosen, welche die harte Arbeit der Goldgräber aushielten. Er wechselte seinen Beruf, wurde Schneider und stellte einen Prototypen der bis heute legendären Levi’s 501 her. Mithilfe von Jacob Davis verarbeitete Strauss zusätzlich Kupfer-Nieten in der innovativen Arbeitshose. Strauss und Davis ließen sich diese Verarbeitungssweise 1873 patentieren und stiegen zu den erfolgreichsten Unternehmern der Welt auf.

 

Jeans als Lebenseinstellung: Das neue Kulturgut

Die Jeans fand erst Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Weg nach Europa. Zuvor war das Kultkleidungsstück verpönt und galt als Symbol des Protests gegen Traditionen und Autoritäten. Die Jeans gehörte wie Coca Cola und Kaugummi zum American Way of Life. Ende der 40er Jahre konnte sich aber auch der europäische Kontinent nicht länger gegen den neuen Trend verwehren und erste Produktionsstätten wurden errichtet. Die Jeans stieg auf zum Erkennungszeichen der Freiheit und der Auflehnung gegen Unterdrückung. 1953 stellte man die ersten Jeansmodelle für die Frau her.

 

Robust und langlebig: Die besonderen Eigenschaften von Jeansstoff

Die originale Levi’s 501 war eine Shrink-to-fit-Jeans. Das bedeutet, dass das Baumwollgewebe beim Waschen stark einlief und für einen hautengen Sitz der Hose sorgte. Nachfolgende Modelle von Levi oder Wrangler schrumpften mit dem Waschen wesentlich weniger.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde viel mit Denim experimentiert. In den 1980er Jahren entwickelte man das Stonewashing-Verfahren als Vorläufer des heutigen „Used Looks“. Das spezielle Waschverfahren mit Bimssteinen beschleunigt das Ausbleichen der Jeans.

Ebenfalls in den 1980er Jahren wurde die Strech-Jeans populär. Dabei mischte man den Schlussfäden des Gewebes etwas Elasthan bei. Als Ergebnis lag der Jeansstoff eng, aber bequem am Körper an. Eine Dekade später kombinierte des Unternehmen Miss Sixty den Strech-Stoff mit der Schlaghosen-Schnittform und wurde damit sehr schnell sehr erfolgreich.

 

Röcke, Blusen, Jacken: Der Kultstoff abseits der Jeans

Denimstoff wird mittlerweile nicht mehr nur zur Fertigung von Jeans verwendet. Auch Latzhosen, Jacken, Mäntel, Shorts, Blusen, Miniröcke und mehr sind im kultigen Jeansstoff erhältlich. Und auch der Formenvielfalt der Jeanshose an sich sind keine Grenzen gesetzt. Der Jeansstoff wird in Form von Röhrenjeans, Bootcut-Jeans, Boyfriend-Jeans, Taillenjeans, Schlagjeans und weiteren Schnittformen geschneidert.

 

Fun Facts über die Jeans

Levis Strauss hat selbst nie eine Jeans getragen. Der Großvater der Denim-Hose entwickelte das heutige Kultprodukt speziell für den einfachen Arbeiter. Reiche Unternehmer trugen Ende des 19. Jahrhunderts keine Jeans und so wurde auch Levi Strauss selbst nie in seiner Schöpfung gesehen. Übrigens wurde die Bezeichnung „Jeans“ erst in den 1960er Jahren populär. Bis dahin bezeichnete man die Arbeitshose als „Overall“.

Die älteste Jeans geht auf das Jahr 1879 zurück. Obwohl sie schon einige Jahre auf den Buckel hat, ist sie immer noch erhalten und wird in einem feuersicheren Safe im Levi Strauss & Co. Archiv in San Francisco aufbewahrt. Das gute Stück ist mittlerweile 150.000 US-Dollar wert.
 

Die Durchschnitts-Jeans

Im Durchschnitt wiegt eine Jeans 666 Gramm und besteht aus 600 Gramm Denim, 37,5 Gramm Futterstoff, 10,4 Gramm Faden sowie 3,6 Gramm Nieten und 14 Gramm Knöpfen. Die Jeans wird durchschnittlich über vier Jahre lang einmal pro Woche getragen. Nach dreimaligem Tragen wird die Durchschnitts-Jeans bei 40°C gewaschen. Jeder Deutsche hat im durchschnittlich fünf Jeans im Schrank.

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Der Text wurde recherchiert von Jeanswelt