Leinen

 

Leinen gehört zu den ältesten Stoffarten aus Pflanzenfasern. Die Leinenfasern werden aus der Flachs- oder auch Leinpflanze gewonnen. Der Flachs (oder auch Lein genannt) ist eine einjährige Pflanze, die zu den Bastgewächsen gehört. Nach etwa 90 bis 120 Tagen ist die Pflanze ausgewachsen. Die Wuchshöhe beträgt bis zu 120 cm. Aussaat ist im frühen Frühjahr von März bis April. Ernte des Flachses erfolgt im Juli und August.

Anders als bei der Baumwolle besteht die Leinenfaser aus einem Bündel einzelner ungebundener Fasern, die durch Pektine, Lignine und Wachs miteinander verklebt sind. Nach der Ernte muss diese Klebung durch Bäder in leichten Laugen aufgebrochen werden. Erst danach liegen die Einzelfasern frei. Die Leinenfasern haben eine Länge von etwa 40 mm. Sie können dann zu Garnen versponnen werden. Stoffe werden daraus in sogenannter Leinwandbindung gewebt. Es werden auch Mischgewebe hergestellt. Das Halbleinen besteht aus einer Mischung von Leinengarnen und Baumwollgarnen.

Leinenfasern werden nachweislich seit etwa 36.000 Jahren zu Bekleidungszwecken verwendet. Ägyptische Mumien wurden in Leinenstreifen gewickelt. Griechen und Römer verwendeten Leinen. Neben Wolle wurde Leinen auch im Mittelalter für Kleidung genutzt. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Leinen allmählich von der aufkommenden Baumwolle verdrängt.

Heutzutage wird Leinen hauptsächlich für Sommermode verwendet, da die daraus hergestellten Stoffe sich frisch und kühl auf der Haut anfühlen. Außerdem ist Leinen sehr saugfähig. Die Feuchtigkeit (bzw. vom Schweiß) wird rasch aufgenommen und ebenso schnell an die Umgebung abgegeben. Kleidung aus Leinenstoffen unterstützt die Regelung der Körpertemperatur an heißen Tagen. Außerdem ist Leinen sehr strapazierfähig. Im nassen Zustand ist die Leinenfaser sogar reißfester als im trockenen. Allerdings können sich Leinenstoffe kaum dehnen. Im Vergleich zu anderen Fasern ist die Dehnfähigkeit der Leinenfaser am geringsten. Leinenstoffe sind weiterhin wegen ihrer glatten Oberfläche wenig schmutzanfällig und fusseln nicht.

Die Pflege von Leinenstoffen ist recht unkompliziert. Leinen ist kochfest, genau wie Baumwolle (Einschränkung hier ebenfalls durch Veredelung und spezielle Verarbeitungstechniken). Bleichen mit Chlor ist möglich und Leinen kann auch gefärbt werden. Gebügelt werden sollte Leinenstoff feucht und mit einer Temperatur bis 220 Grad. Die Stoffe aus Leinen sind  nicht lösemittelempfindlich. Produkte aus Leinenstoffen sind auch für eine Trocknung im Wäschetrockner geeignet.

Außer für Sommerbekleidung wird Leinen noch für Haushaltstextilien wie Bett- und Tischwäsche sowie Schuhe, Taschen und Dekorationsstoffen genutzt. Weiterhin werden Leinenfasern noch für Leinwände in der Malerei, als Bucheinbände, als Dämmstoff, als Naturfaserverbundwerkstoffe sowie als Einstreu bei der Pferdehaltung genutzt.