Nähmaschinennadel

 

Die Nähmaschinennadel ist eine Weiterentwicklung der Handnähnadel. Durch die Mechanisierung des Nähvorgangs wurde dies notwendig. Die Nadel an sich gehört zu den ältesten Kulturwerkzeugen. Als der Mensch angefangen hatte Tierhäute zu Kleidungsstücken zu verarbeiten, wurde auch die Nadel als Hilfsmittel entdeckt.

Mit den ersten Nähmaschinen wurde dann eine neue Nähnadelgeneration entwickelt. Wurde beim Nähen mit der Nadel bisher nur ein Faden benutzt um Stofflagen miteinander zu verbinden, so waren nun zwei Fäden notwendig, um eine haltbare Naht herzustellen. Nähmaschinen arbeiten mit Unter- und Oberfaden, die miteinander verschlungen werden. Dafür musste die Nähmaschinennadel andere Eigenschaften besitzen, als die bisher von Hand geführte Nadel. Insbesondere die mechanischen Kräfte, die durch das Maschinennähen auf die Nadel einwirken, führten zu einer Umkonstruktion der Nadel.

Die Nähmaschinennadel wurde im Jahr 1800 von Balthasar Krems aus Mayen im Rheinland entwickelt und bildet bis heute die Grundlage für das weltweite Nähen mit Maschinen.

Aufbau einer Nähmaschinennadel:

Vorderansicht                        Seitenansicht

 

Der sogenannte Kolben dient zur Befestigung der Nadel im Nadelhalter der Nadelstange der Nähmaschine. Es gibt Nähmaschinennadeln mit Rundkolben, welche mit Flachkolben und Nadeln bei denen die Kolbendicke gleich der Schaftdicke ist. Welche Nähmaschinennadel für die jeweilige Maschine passend ist, wird meist in der Bedienungsanleitung angegeben.

Der Durchmesser wird im zylindrischen Teil des Nadelschaftes oberhalb der Hohlkehle gemessen. Zum Kolben hin wird der Durchmesser größer, um das Flattern der Nähmaschinennadel bei hohen Geschwindigkeiten zu verringern und um das Durchstichloch zu erweitern. Dadurch wird die Reibung soweit verringert, dass sich die Nähmaschinennadel nicht erwärmt.

Die lange Fadenrinne auf der Einfädelseite führt und schützt den Faden.

Das Nadelöhr ist immer länglich ausgebildet, weil die Fadenbewegung in Längsrichtung durch die Nadel verläuft. Außerdem befindet sich das Nadelöhr, im Gegensatz zur Handnähnadel, an der Spitze der Nadel. Es ist immer sehr glatt poliert, was ein Aufrauen und letztendlich Reißen des Fadens verhindern soll. Knapp oberhalb des Öhrs befindet sich die Hohlkehle. Diese ist dafür gedacht der Greiferspitze mehr Raum zu geben, um das Greifen des Oberfadens zu erleichtern. Der Greifer formt dabei eine Schlinge, die um den Unterfaden gelegt wird. Beim Hochziehen des Oberfadens wird die Schlinge festgezogen. Die lange Rinne in der Nähmaschinennadel ist dabei nicht nur für das reibungslose Führen des Fadens durch den Stoff verantwortlich, sondern ermöglicht auch die Bewegung des Fadens bei der Schlingenvergrößerung.

Die Nadelspitze schiebt Fäden des jeweiligen Textils zur Seite um durch das Nähgut zu gelangen. Bei sehr dichten Materialien, wie Leder, Filz oder Filamentstoffen fungiert die Nadelspitze wie eine Ahle und durchtrennt das Material, wodurch dann ein kleines Loch entsteht. Dieses bleibt dann sichtbar, wenn das Nähgut nochmals aufgetrennt werden muss. Bei gewebten Stoffen glättet sich die Stichspur wieder, so dass keine Löcher beim Trennen zurückbleiben, sofern die Kett- und Schussfäden nicht verletzt worden sind.

Man unterscheidet bei den Nadelspitzen generell zwei Arten: die Rundspitzen und die Schneidspitzen.

Rundspitzen:

Hier sind die Nadelspitzen der Nähmaschinennadel immer rundlich geformt. Je nach Grad der Rundung gibt es spitzere und rundere Spitzen. Durch die Abrundung der Spitze werden die Stofffäden zur Seite geschoben, ohne sie zu verletzen. Die eher spitzeren Rundspitzen werden bei feinfädigen, dichten Geweben eingesetzt.  Nähmaschinennadeln mit Rundspitzen sind vielseitig einsetzbar. Es gibt sie in verschiedenen Stärken von spitz (für feines Gewebe) über normal/mittel (für festeres Gewebe) bis zu dick (schweres Gewebe).

Darüber hinaus gibt es noch Nähmaschinenennadeln mit Rundspitzen für spezielle Anwendungen. Die stumpfen Rundspitze sind sehr stark abgerundet. Diese werden bei Knopfnähmaschinen eingesetzt. Dann gibt es noch die Kugelspitzen. Die kleineren Kugelspitzen werden für sehr empfindliche Stoffe, wie bspw. Maschenware genutzt. Mittlere und große Kugelspitzen kommen bei Stoffen mit eingearbeiteten Gummi- oder Elastomerfäden zum Einsatz.

Schneidspitzen:

Nähmaschinennadeln mit Schneidspitzen finden bei der Verarbeitung von Leder, Folien, sowie kaschierten und beschichteten textilen Flächen Verwendung. Sie werden nach Form und Lage der Schneide eingeteilt und benannt. Spitzenformen sind nach der Stellung der Schneide und nach der Form (Perlspitze, Dreikantenspitze und Spatenspitze) benannt.

 

Nähmaschinennadeln für Nähmaschinen im Hobby- und Haushaltsbereich sind durch eine Codierung gekennzeichnet, die meist in den Kolben eingraviert ist. Generell unterscheidet man zwei Nadeltypen:

  • 130 / 705 H (Flachkolben)
  • 287 WH (Rundkolben)

 

Am verbreitesten ist das System 130 / 705. Diese Nähmaschinennadeln sind mit Farben oder Buchstaben noch weiter codiert:

keine Farbe  -    H         -        Universalnadel mit normaler Rundspitze

rot                 -    H-E     -        Ziersticknadel (E = Embroidery)

blau              -    H-J       -        Jeans-Nadel mit stärkerem Kolben und spitzer Rundspitze

lila                -    H-M     -        Microtex-Nadel (für Gewebe aus Mikrofasern) mit spitzer Rundspitze

grün             -    H-Q      -        Stepp-Nadel (für Quilting)

gelb              -    H-S      -        Stretch-Nadel mit kleiner Kugelspitze

gelb              -    H-SUK -        Stretch-Nadel mit mittlerer Kugelspitze

braun            -    H-LL    -        Leder-Nadel

Daneben wird noch die Stärke der Nadel in 1/100 mm angegeben. Eine Nähmaschinennadel mit der Stärke 70 entspricht 0,7 mm Nadelstärke. In den USA wird die Stärke in zwei Zahlen angegeben, z. B. 12/80. Die erste Zahl entspricht dabei dem veralteten Standard der ersten Singer-Nähmaschinen, die weltweit vertrieben wurden. Die zweite Zahl gibt die moderne NM-Standardisierung in 1/100 mm an.

Der Durchmesser des Nadelöhres entspricht generell 40 % der Nadelstärke. Also eine Nähmaschinennadel mit Stärke 100 hat einen Nadelöhrdurchmesser von 0,4 mm.

In der Hobbyschneiderei oder Näherei für den privaten Gebrauch sollte eine Auswahl an Nähmaschinennadeln immer vorrätig sein. Dazu zählen: normale Nadeln in den Stärken 70 bis 100, mindestens zwei verschieden starke Jeans-Nadeln und eine Auswahl an Stretch-Nadeln. Für Patchwork benötigt man zusätzlich noch eine Auswahl an Stepp- bzw. Quilting-Nadeln. Nähmaschinennadeln für besondere Anwendungen (Mikrofaser, Leder, Lurex, etc.) sollten bei Bedarf erworben werden.

Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an speziellen Nähmaschinennadeln für die industrielle Fertigung z. B. in der Polsterei oder Lederei, in der Pelz verarbeitenden Industrie, in der Fertigung von Sackwaren, bei der Herstellung von Dekorationswaren, Planen und Zelten usw.