Samt

 

Samt ist ein sechsfädiges Gewebe, in das ein sogenannter Fadenflor darüber liegend eingearbeitet wurde. Ursprünglich war Samt ein Produkt aus der Seidenweberei. Im Mittelalter verstand man unter Samt – damals Samit genannt – ein mehrfarbiges und gemustertes Seidengewebe ohne Flor.

Die Herstellung von Samt erfordert eine besondere Webtechnik. Für den sogenannten Rutenkettsamt wurden bspw. zwei Kettbäume beim Weben verwendet. Generell wurde in das leinenbindige oder auch köperbindige Grundgewebe ein weiteres Kett- und Schuss-System eingearbeitet. Beim Weben des Samtes entstehen dann entweder Polnoppen (die sog. Polkette) oder auch Schlaufen bzw. Schlingen (die sog. Flottierung), die sich über dem Hauptgewebe erheben. Mit einem Samtmesser werden nach dem Webvorgang diese Noppen oder Schlaufen und Schlingen aufgeschnitten und geglättet, wodurch sich die typische Samtoberfläche ergibt.

Durch die kurze Florlänge ergibt sich die Griffigkeit des Samtes, die ihn von Velours und Plüsch unterscheidet. Die Florlänge bei Samt beträgt im Maximum zwischen zwei und drei Millimetern. Dadurch fühlt sich Samt beim Darüberstreichen in Strichrichtung weich an, obwohl er im Gegensatz zu Plüsch und Velours gegen den Strich gefühlt härter ist. Der Flor bedingt hier die Strichrichtung des Samtes. Samt sieht gegen die Strichrichtung gestrichen anders aus und fühlt sich anders an, als wenn man mit der Hand in Strichrichtung darüber fährt. Aus diesem Grund muss die Strichrichtung bei der Verarbeitung von Samt unbedingt beachtet werden.

Samt wurde ursprünglich als erstes aus Seide gefertigt, der sogenannte Naturseidensamt oder einfach nur Seidensamt. In der heutigen Zeit findet man am häufigsten Baumwollsamt oder auch Seidensamt aus Chemiefasern.

In Europa finden sich die ersten Samtstoffe in Italien des frühen 14. Jahrhunderts. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Samt auch in England gewebt. Dort etablierte sich vor allem die Baumwollsamtweberei. Manchester wurde zu einem Hauptzentrum der Samtweberei. Dort wurde auch der Cordsamt entwickelt, der landläufig als „Manchester“ bekannt ist.

In Deutschland entfaltete sich die Samtweberei erst ab etwa dem 17. Jahrhundert in den Städten Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Berlin, Meißen, Krefeld und Potsdam. Die niederrheinische Region um Krefeld herum war zudem lange Zeit europäisches Zentrum für Samt und Seide. So wird Krefeld bis heute mit dem Beinamen „Seidenstadt“ versehen.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Herstellung des Samtes mechanisiert. In Linden bei Hannover entstand eine große mechanische Weberei, die den sogenannten „Lindener Samt“, auch Velvet genannt, herstellte.

Neben dem echten gewebten Samt gibt es heutzutage auch unechten Samt, der Flocksamt genannt wird. Beim Flocksamt sind auf einem Grundgewebe kurze Faserflocken aufgeklebt, wodurch eine samtartige Optik entsteht.

Samt kann bei der Verarbeitung versäubert werden. Es empfiehlt sich eine Overlock-Versäuberung. Bei manchen Samtarten ist allerdings eine Versäuberung nicht unbedingt notwendig, z.B. beim Pannesamt, da dessen Schnittkanten sich einrollen.

Samt gibt es fest gewebt und in elastischen Variationen. Samt ist generell in vielen Farben erhältlich. Die Grundfaser und die Webart bestimmen beim Samt den Preis. Ein Seidensamt ist teurer als ein Baumwollsamt. Je nach Faser sind die Eigenschaften des Samtes unterschiedlich. Auch die Pflege ist daher unterschiedlich. Hierbei sollte auf die Herstellerangabe geachtet werden.