Wolle

 

Die Wolle gehört zu den Naturfasern tierischen Ursprungs. Sie ist wohl die älteste und am häufigsten genutzte Faser überhaupt und das seit mehr als 6000 Jahren. Jeder Kulturkreis hat irgendwann die Wolle zur Herstellung von Kleidung entdeckt. Die ältesten Nachweise auf Wolle als Kulturgut finden sich auf Abbildungen aus Mesopotamien aus dem 4. Jahrtausend vor Christus.

Wolle wird aus dem Fell von Tieren gewonnen. Lieferant für Wolle ist und war vor allem das Wollschaf. Daneben finden aber auch die Fellhaare von Kamel, Lama, Alpaka, Kaschmirziegen, Angoraziegen, Angorakaninchen, Yaks, Vikunjas und Moschusochsen. Die größte Schafzucht wird heutzutage in Australien betrieben.

Die Schafe werden zur Gewinnung von Wolle geschoren. Dabei müssen die Scherer äußerst behutsam vorgehen, damit das sogenannte Wollkleid in einem Stück abgeschoren wird. Dieses Wollkleid wird auch Vlies genannt. Bei einigen anderen Tierarten werden dagegen die losen Haare aus dem Fell gezupft. Das so gewonnene Vlies wird in mehreren Schritten gereinigt und aufbereitet, so dass es versponnen werden kann. Entscheidend über die Qualität der Wolle ist ihre Beschaffenheit, Faserlänge und Verunreinigung.

Auf der Grafik ist die Qualität der Wolle gut zu sehen. Umso größer die Nummer desto schlechter wird die Qualität. Unterschieden wird gute Wolle von der schlechten Wolle anhand der Feinheit, Kräuselung, Faserlänge, Verunreinigungen und Farne. An den Bauchpartien befinden sich in der Regel die  die größten Verunreinigungen.

Über die Art der Verspinnung entsteht Wolle unterschiedlicher Dicke. Nach dem Kammgarnspinnverfahren versponnene Wolle führt zu glatten, feinen Garnen. Werden Wollfasern jedoch nach dem Streichgarnspinnverfahren versponnen, sind die Garne voluminöser und grober.

 

Eigenschaften der Wolle:

 

Wolle ist sehr leicht und gut zu färben. Sie ist elastisch und ergibt aufgrund ihrer Struktur selbst bei lockerer Webung einen relativ festen Stoff. Kammgarne kräuseln kaum. Fest eingebundene Wollfasern in Kammgarnen schließen weniger Luft ein und haben dadurch eine geringere Wärmeisolation. Streichgarne sind voluminöser und besitzen eine lockere Garnstruktur und isolieren durch viele Lufteinschlüsse sehr gut gegen Kälte. Daher halten Wollsocken im Winter besser die Füße warm, als sogar eine doppelte Schicht Socken aus Baumwolle.

Wolle kann bis zu einem Drittel seines Gewichtes an Feuchtigkeit in Form von Dampf aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Auch ist eine elektrostatische Aufladung kaum möglich, da die Wollfasern Feuchtigkeit sammeln. Die Faseroberfläche jedoch stößt Wasser ab. Nasse Wolle trocknet langsam und nimmt auch Feuchtigkeit in Tropfenform langsam auf (hydrophob). Die Dehnbarkeit der Fasern ist sehr gut. Daher empfiehlt es sich nasse Wollkleidung liegend zu trocken um die Form zu erhalten.

Wolle ist außerdem schwer entflammbar, was sie besonders interessant für Brandschutztextilien macht. Sie brennt nicht, sondern verkohlt nur. Wolle nimmt weiterhin kaum Schmutz an. Eine besondere Eigenschaft ist, dass Wolle Schweiß binden kann. Im Gegensatz zu vielen Kunstfasern kann Wolle den Schweiß aufnehmen und ohne Geruchsbildung an die Luft abgeben. Aufgrund der Struktur der Fasern neigen Textilien aus Wolle zum Fusseln, was durch eine spezielle Ver- und Bearbeitung bei der Herstellung vermieden bzw. gemindert werden kann.

 

Pflege von Wolle und Wollprodukten:

 

Generell sollte Wolle von Hand gewaschen werden. Heutzutage ist aber filzfrei veredelte Wolle auch maschinenwaschbar. Es empfiehlt sich ein Wollwaschmittel zu verwenden. Insbesondere bei reiner Schafwolle (Schurwolle). Die Bügeltemperatur sollte etwa 150 Grad betragen, dabei kann mit Dampf  gebügelt oder ein feuchtes Tuch verwendet werden. Auch eine chemische Reinigung mit Perchlorethylen ist möglich. Generell sollte allerdings vorsichtig mit Chemikalien bei der Wollbehandlung vorgegangen werden, da die Faserproteine der Wolle durchaus anfälliger auf chemische Schädigung sind als andere Fasern.

Für den Trockner ist Wolle nicht geeignet. Die dort entstehende Hitze beschädigt die Fasern und lässt die Wolle schrumpfen. Auch sollte es vermieden werden Produkte aus Wolle in der direkten Sonneneinstrahlung zu Trocknen oder gar die Heizung zu benutzen.

Aus Wolle kann nicht nur Bekleidung gemacht werden, sondern auch für Teppiche, Bettwaren, Decken und Polsterungen.

 

Produkte aus Wolle sind beispielsweise:

 

Mohairgarn (von der Angoraziege)

Tweed (eine Stoffart, die häufig für Jacken und Mäntel verwendet wird)

Schurwollstoffe (für Anzüge)

Loden (eine Stoffart, die häufig für Jacken und Mäntel verwendet wird)

Strick- oder Häkelwolle (heute meist ein Gemisch aus Wolle und Kunstfasern)

Filz (z.B. Bastelfilz, durch Wasser und Druck verdichtete Wolle)